Zitronenmelisse: Eine Alleskönnerin unter den Heilpflanzen
Steckbrief
wissenschaftlicher Name: Melissa officinalis
Vorkommen: im östlichen Mittelmeerraum und in Westasien beheimatet, weltweit in den gemäßigten und warmen Gebieten kultiviert
Familie der Lippenblütler (Lamiaceae)
weitere Namen: Balsam, Bienenbalsam / -kraut, Melisse, Honigkraut
Arzneipflanze des Jahres 1988 & Heilpflanze des Jahres 2006
Zitronenmelisse (Melissa officinalis) ist eine vielseitige Heilpflanze, die seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde verwendet wird. Ursprünglich im Mittelmeerraum angesiedelt, zählt sie heute zu den heimischen Kulturpflanzen und ist fast in jedem Garten anzutreffen. Ihre hellgrünen, zitronig duftenden Blätter machen sie nicht nur in der Küche beliebt, sondern auch in der Medizin. In diesem Blogbeitrag erfährst du alles Wissenswerte über die wunderbare Zitronenmelisse – von ihrer Wirkung über die Zubereitung als Tee bis hin zu kosmetischen Anwendungen und aktuellen Studienergebnissen.
Die Zitronenmelisse im Laufe der Geschichte
Die Heilkraft der Zitronenmelisse war den alten Römern und Griechen schon als beruhigendes Frauenkraut bekannt. Ob Plinius der Ältere, der griechische Arzt Dioskurides, der persische Arzt Rhazes, der syrische Heiler Serapion oder Avicenna – alle wussten um die beruhigende Wirkung der Melisse, „die Trübsinn und Kummer beseitigt.“ Sogar Karl der Große befahl, sie in allen Klostergärten anzubauen. Und auch die bekannte Benediktinerin Hildegard von Bingen wusste die Heilkraft der Zitronenmelisse in zahlreichen Rezepturen einzusetzen, weil sie „das Herz fröhlich macht“ und „die Kraft von 15 anderen Kräutern in sich trägt.“ Auf Anweisung der Klosterfrau Maria Clementine Martin wurde die Melisse im „Ganzheitstherapeutikum“ Melissengeist zur Linderung von Nerven- und Herzleiden verwendet und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit.
Aussehen der Zitronenmelisse
Die Zitronenmelisse (Melissa officinalis) ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die eine Höhe von 30 bis 80 Zentimetern erreichen kann. Ihre hellgrünen Blätter sind breit oval bis herzförmig, fein gezähnt und haben eine leicht behaarte Oberfläche. Beim Zerreiben der Blätter entfaltet sich ein intensiver, zitroniger Duft. Die kleinen, weißen bis hellgelben Blüten erscheinen von Juni bis August und ziehen zahlreiche Bienen an. So verwundert es nicht, dass das Wort "Melisse" aus dem Griechischen stammt und "Biene" bedeutet. Im Deutschen wird sie auch manchmal als Honigblume, Herzkraut oder Frauenkraut bezeichnet, was auf die Wirkung der Pflanze verweist.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe
- Ätherische Öle (0,1-0,25%)
- Citral (25-35%)
- Citronellal (10-15%)
- Geraniol (3-5%)
- Linalool (1-2%)
- Polyphenole
- Rosmarinsäure (1-3%)
- Kaffeesäure (0,5-1%)
- Flavonoide
- Apigenin
- Luteolin
- Quercetin
- Triterpene
- Ursolsäure
- Oleanolsäure
- Bitterstoffe
- Gerbstoffe (ca. 6%)
- Hydroxyzimtsäurederivate
- Mineralstoffe
- Kalium
- Magnesium
- Kalzium
- Eisen
- Zink
- Vitamine
- Vitamin C
- Vitamin A (in Form von Beta-Carotin)
- B-Vitamine (B1, B2, B3)
- Nährstoffe
- Ballaststoffe
- Kohlenhydrate
- Proteine (in geringen Mengen)
Diese umfassende Liste an Inhaltsstoffen zeigt die vielfältigen gesundheitlichen Vorteile der Zitronenmelisse. Von beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bis hin zur Unterstützung des Immunsystems durch Vitamine und Mineralstoffe – Zitronenmelisse ist eine wertvolle Heilpflanze in der Naturheilkunde.
Vielfältiges Wirkungsspektrum der Zitronenmelisse
- Beruhigend: Zitronenmelisse wirkt entspannend und kann bei Stress, Angstzuständen und Schlaflosigkeit helfen.
- Verdauungsfördernd: Sie unterstützt die Verdauung und kann bei Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen und Krämpfen Linderung verschaffen.
- Antivirale und antibakterielle Eigenschaften: Äußerlich angewendet kann Zitronenmelisse bei der Behandlung von Herpesbläschen helfen.
- Antioxidativ: Die Pflanze enthält Antioxidantien, die die Zellen vor freien Radikalen schützen.
- Krampflösend und durchblutungsfördernd: Besonders wirksam bei „Frauenleiden“ (Unterleibs- und Menstruationsbeschwerden).
Innere Anwendung
Zubereitung als Tee
Zitronenmelissentee ist eine einfache und effektive Art, die positiven Wirkungen der Pflanze zu nutzen. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, sollte man jedoch die richtige Zubereitung beachten:
- Blätter ernten: Frische Zitronenmelissenblätter direkt aus dem Garten oder unseren schonend getrockneten Krafttee in Bio Qualität nutzen
- Wasser aufkochen: 250 ml Wasser zum Kochen bringen.
- Melissenblätter übergießen: 1-2 Teelöffel frische oder getrocknete Zitronenmelissenblätter in eine Tasse geben und mit dem heißen Wasser übergießen. (Die Blätter nicht im Wasser kochen, da sonst wertvolle Öle verloren gehen.)
- Ziehzeit: Den Tee 10-15 Minuten ziehen lassen. Unbedingt die Tasse abdecken, damit die leichtflüchtigen ätherischen Öle nicht entweichen.
- Abseihen: Die Blätter abseihen und den Tee genießen. (Vermeide ein Metallsieb, da Inhaltsstoffe ihre Wirkung verlieren und der Geschmack verändert werden kann.)
Richtige Dosierung
Für die innerliche Anwendung als Tee wird empfohlen, bis zu drei Tassen pro Tag zu trinken (vor den Mahlzeiten). Bei der Einnahme von Zitronenmelisse in Form von Kapseln oder Tinkturen sollte man sich an die Dosierungshinweise des Herstellers halten. Das Zusammenspiel mit anderen Kräutern verstärkt oft die Wirkung der Melisse (z.B. Kamille, Linde und Holunder). Was man nicht vergessen sollte: Jeder Körper ist einzigartig. Das heißt, jedes Kraut wirkt individuell und man muss ausprobieren, was für einen selbst das Richtige ist.
Äußere Anwendung
Zitronenmelisse kann auch äußerlich angewendet werden, insbesondere bei Hautproblemen:
- Herpesbläschen: Eine Salbe mit Zitronenmelissenextrakt mehrmals täglich auf die betroffenen Stellen auftragen.
- Beruhigendes Bad: Einige Handvoll frischer Zitronenmelissenblätter in das Badewasser geben, um ein entspannendes Vollbad zu genießen.
- Säckchen und Kompressen: Leinen-/Baumwollsäckchen mit Melissenblättern füllen, mit heißem Wasser übergießen, Wasser ausdrücken, abkühlen lassen und auf die Schläfen legen bei Kopfschmerzen.
Kosmetische Anwendung
Zitronenmelisse findet auch in der Kosmetik ihren Platz. Ihre beruhigenden und antioxidativen Eigenschaften machen sie zu einem beliebten Inhaltsstoff:
- Gesichtswasser: Einen starken Zitronenmelissentee zubereiten und nach dem Abkühlen als Gesichtswasser verwenden für eine desinfizierende und reinigende Wirkung, z.B. bei fettiger Haut.
- Haarspülung: Zitronenmelissentee als Haarspülung nach dem Waschen verwenden, um dem Haar Glanz zu verleihen und die Kopfhaut zu beruhigen.
Aktuelle medizinische Studien
Auf Grundlage verschiedener klinischer Studien empfiehlt die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) die innere sowie äußere Einnahme von Melisse. Weitere Studien bestätigen die vielfältigen positiven Wirkungen der Melisse ebenfalls:
- Stress und Angst: Eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigte, dass die Einnahme von Zitronenmelisse die Symptome von Angstzuständen und Schlafstörungen signifikant reduzieren kann.
- Verdauungsprobleme: Eine 2021 veröffentlichte Untersuchung ergab, dass Zitronenmelisse effektiv bei funktionellen Magen-Darm-Störungen helfen kann.
- Antivirale Eigenschaften: Forscher fanden 2019 heraus, dass Zitronenmelissenextrakt das Wachstum von Herpesviren hemmen kann, was ihre Verwendung bei Lippenherpes unterstützt.
Weitere Anwendungstipps
- In der Küche: Zitronenmelisse kann Salaten, Desserts und Getränken ein frisches Aroma verleihen. Du willst auch im Winter nicht auf die frische Kraft der Melisse verzichten? Dann kannst du sie ganz einfach einfrieren!
- Im Garten: Als bienenfreundliche Pflanze eignet sich Zitronenmelisse hervorragend für den Kräutergarten und zieht nützliche Insekten an.